Ist Hoppen noch zu toppen?
Vor 40 Jahren gründete Interiordesignerin Kelly Hoppen ihr eigenes Studio. Grund genug für die „Queen of Greige“ dies mit einem neuen Wohnbuch zu feiern. Wir haben durchgeblättert und stellen Ihnen eines ihrer spektakulären Projekte vor – und verraten, was Sie von der Meisterin noch lernen können.
Das Geheimnis des Kelly Hoppen Style
„Für einen einfachen aber raffinierten Effekt positionieren Sie eine Silbervase glänzend oder aus geschlagenem Metall vor einem hohen Spiegel und stellen eine mattsilberne Schale daneben. Allein die unterschiedlichen Oberflächen wirken spannend und werden durch den Spiegel noch in ihrer räumlichen Dimension betont.“ Was sich denkbar simpel anhört ist Teil des besonderen Zaubers, der jedes von Kelly Hoppen entworfene Interior ausmacht: Glänzende Oberflächen setzt sie neben matte, raue neben glatte. Leder, Holz und Stein kombiniert sie mit Kaschmir, Samt und Seide. Alles farblich perfekt austariert in Weiß, Grau, Taube und Schwarz.
Hier wird die Pflicht zur Kür
Vier Jahrzehnte nach Gründung ihres eigenen Studios ist die britische Stareinrichterin erfolgreicher denn je. Und mit Star ist hier nicht nur sie selbst gemeint. 14 Jahre war sie mit Ed Miller, dem Vater von Schauspielerin Siena Miller verheiratet. Es wundert also wenig, dass die gut vernetzte Wohnexpertin Stars und Celebrities wie z. B. die Beckhams zu ihren Freunden wie Kunden zählen darf. Regelmäßige Dinnerparties mit locker 30 Personen in ihrem eigenen Haus sind für Kelly Hoppen selbstverständlich: „Wohnen kann man nicht auf Skizzen erfahrbar machen, das muss man erleben.“
Neben derzeit rund 50 laufenden internationalen Projekten entwirft sie ihre eigene Möbel- und Accessoire-Kollektion, ist Gastjurorin im britischen BBC Two-Format „The Great Interior Design Challenge“ und schreibt ein Buch nach dem anderen. Soeben erschien ihr achtes: Für den Jubiläumsband „House of Hoppen“ schrieb kein Geringerer als der Godfather des zeitgenössischen britischen Interiordesigns Sir Terence Conran das Vorwort.
Die Retrospektive featured ihre kometenhafte Karriere und zeigt die Entwicklung ihres ikonischen Stils mit Bildern von Lieblingsprojekten, darunter auch mehrere bislang unveröffentlichte. Zu diesen zählen nicht nur Privathäuser, sondern auch Privatjets sowie ein Luxusresort auf Mauritius, der Trump Tower in Dubai, ein Golfclub an der französischen Riviera und ein Spielzeug für große Jungs: die Motorjacht Pearl 75.
Früh übt sich …
Schon mit 16 Jahren durfte die designbegeisterte gebürtige Südafrikanerin für Freunde ihrer Eltern eine Küche entwerfen. Dieses Projekt war der Kickstart für ihr Unternehmen. Die Liebe zu allem Asiatischen kam wenige Jahre später in ihrer Wahlheimat London hinzu: „Ich entdeckte einen chinesischen Schrank auf der Portobello Road und war so begeistert, dass ich alles zu lesen begann, was ich über China finden konnte.“ Heute wäre das so nicht mehr möglich, ist sich Kelly Hoppen sicher, schließlich gab es damals weder Google noch Pinterest und man musste sich richtig auf die Suche machen.
London, Paris, New York und Hong Kong
Kunstvoll arrangierte Objekte, ein obligatorischer East-meets-West-Bezug sowie jede Menge Taupe sind heute die Merkmale ihres unverkennbaren Styles. „Taupe ist weder zu warm noch zu kalt. Es wirkt ruhig und entspannt und ist von daher eine sehr angenehme Wohnfarbe,“ hält sie ein Plädoyer auf ihren Farbfavoriten. „Außerdem lässt es sich perfekt mit Weiß oder Schwarz kombinieren und passt auch zu jeder Graunuance.“
Wie sie mit Basics, die auch im Shabbychic des etwas in die Jahre gekommenen Landhaus-Looks zu finden sind ein elegant luxuriöses Ambiente für jede noch so große Metropole entwickelt zeigt ihr Projekt „One Shenzen Bay“. Im nur wenige Kilometer nördlich von Hongkong gelegenen Shenzen gestaltete die britische Stilikone vier Showapartments in einem Wolkenkratzer. London, Paris, New York und Hongkong – für jedes Apartment ließ sie sich vom Flair einer der großen internationalen Metropolen inspirieren und zeigt dabei zugleich, wie sie ihre Stimmungsmacher (Farbe, Licht und dekorative Objekte) Raum für Raum zusammenstellt.
Apartment New York besticht durch sein offenes Raumkonzept. Wohn-, Essbereich und Bibliothek gehen fließend ineinander über. Bei Bedarf kann die Bibliothek durch große Gleitwände abgetrennt werden. Viel Weiß lässt das offene Konzept luftig wirken. In Apartment Paris sorgen glänzende Lackoberflächen in Kombination mit dunklem Holz für ein elegant dramatisches Ergebnis.
House of Hoppen: A Retrospective by Kelly Hoppen MBE (Jacqui Small, £50)
