Wandgestaltung: Weiß sollte eine Absicht definieren, keine Abwesenheit

Farbmischerin und Wohnexpertin Anna von Mangoldt erklärt, warum es einen großen Unterschied zwischen einer weiß gelassenen und weiß gestrichenen Fläche gibt, was man vermeiden sollte und warum Sie bewusst damit umgehen sollten.

Lehrstück über eine Farbe, die eigentlich gar keine ist: Nicht zufällig ist Weiß die meist gekaufte Wandfarbe in Deutschland – sie ist quasi der Werkszustand der Wand, auf den immer wieder zurückgesetzt wird. „Wir sind die weiße Wand gewöhnt und deshalb gefällt das auch vielen.“

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Bild: Knoll

Vorsicht mit reinem Weiß

Ob die weiße Wand wirken kann, hängt stark von der Oberflächenbeschaffenheit der zu bestreichenden Fläche ab. Viele wählen es mit einer Hoffnung auf eine luftig, helle Ausstrahlung. Falsch eingesetzt kann Reinweiß aber geradezu billig wirken. Zudem erscheint es im regenverwöhnten Deutschland meist eher wie ein tristes Grau. Seine Verwendung sollte daher genau wie bei allen „echten“ Farben eine Absicht definieren und keine Abwesenheit. Bei einer rein weißen Gestaltung wirken verspielte Elemente wie Stuck modern statt kitschig, aber können der monochromen Wandgestaltung die Strenge nehmen.

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Bei Gestalterin Bea Mombers ist der mittelbraune, glänzende Parkettboden das wichtigste Element zum Weiß.
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Weiße Wand, ein Kunstwerk und moderne Möbellinien: &Tradition
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Abgetönte Farben und feine Stoffstrukturen (hier von Camengo) geben Stuck und Warmweiß den nötigen Halt.
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Bild aus der DECO HOME Italien-Ausgabe 2018. (Foto: Filippo Bamberghi)

Alles eine Frage der richtigen Mischung

Viele Farbhersteller bieten Testtöpfchen an – gerade genug, um eine kleine Fläche damit zu bestreichen und den Wunschton in heimischen Lichtverhältnissen zu erproben. Vor allem wenn eine oder mehrere Wände in kräftigen Farben gestrichen werden, fangen abgetönte Nuancen wie Grau oder Beige den leuchtenden Ton besser ein als Reinweiß (etwa „Pierre 13“ oder „Lascaux 93“ in von Mangoldts Kollektion). Zu einer warmen Farbe wie Braun- oder Rottönen am besten auch ein warmes Weiß wählen, zu den meisten Blau- oder Grüntönen ein kühles.

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Wandfarbe Mushroom 142 von Little Greene

Die Wirkung hängt von der Umgebung ab

Als ein viel gesehenes No-go zitiert die Farbexpertin farbige Fliesenböden im Bad, hart gebrochen durch eine weiße Wand oder Kacheln. Dabei gibt es nahezu alle Farben in Zusammensetzungen, die auch einer feuchten Umgebung standhalten. In minimalistischer Architektur wiederum, die auf dem Prinzip der Reduktion beruht und mit hohen Fenstern in die Natur gebaut ist, kann sogar reines Weiß die beste Wahl sein. Weil die Architektur dazu konzipiert wurde. Küchen sind der einzige Ort, wo sich Anna von Mangoldt auch eine stringente Schwarz-Weiß-Kombi vorstellen kann. „Da wirkt ein Cremeweiß wiederum schmuddelig.“

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Das Architekturstudio Basiches gestaltete die Casa Riviera in Brasilien. (Foto: Ricardo Bassetti)

Augen auf bei der Materialwahl

Doch nicht nur Wände sollten konzeptioniert werden, sondern auch die Materialien, die den Raum wohnlich machen. Die weiße Wand mag alle Holzarten und andere Naturmaterialien wie Sisal oder Rattan. Grundsätzlich sollte es darum gehen, alle Farben im Raum auszubalancieren. „Für mich ist diese Angst vor der Dunkelheit, also auch einer starken Farbe, unbegründet. Viel problematischer ist, den größten Flächen im Haus keinen Gedanken zu schenken. Wichtig ist also nur eines – ob Sie nun ganz in Weiß dekorieren, bunt oder reduziert: Sobald es ein Konzept gibt, ist alles gut.“

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Esszimmer-Arrangement von Studio Oink
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Schlafzimmergestaltung und Bett aus der Kollektion Lifesteel von Flexform (Foto: Kasia Gatkowska)
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Kreidefarbe und Schlafzimmer-Idee: Annie Sloan

Hier geht’s zu unseren Tipps für die Wandgestaltung mit Grün, Grau, Schwarz, Rot und Lila.

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