Wie empfindlich sind Samtsofas wirklich?
Stoffe sollen heute alles können und möglichst robust sein. Samt galt daher lange als schwieriger Kandidat. Mit innovativen Materialien läuteten Textil- und Möbelhersteller die Trendwende ein. Wir geben Pflegetipps und zeigen aktuelle Favoriten.
Toll oder oll?
Dieser Stoff hat ein doppeldeutiges Image. Schimmernd und weich zählte Samt schon in der Renaissance zum ultimativen Luxus weltlicher und kirchlicher Fürsten. Als Inbegriff von verrucht bis altmodisch hingegen knallrot in Etablissements von zweifelhaftem Ruf, als muffiger Recamieren-Bezug in Schlössern oder schon seit jeher abgewetzt auf Omas Couch. Eben jenes luxuriöse Gewebe mit dem angestaubten, ja, zweifelhaften Image erfreut sich seit einigen Jahren wieder großer Beliebtheit und hält mit Vorliebe auf Sofas und Sesseln Einzug in unsere Räume.
Eine Auswahl aktueller Favoriten:
Wie empfindlich ist Samt wirklich?
Bedenkenträger monieren gerne, dass dieser Stoff empfindlich sei und der leichte Glanz des Gewebes mit der Zeit als sogenannter Sitzspiegel die Kehrseite seiner Benutzer abbilde. Doch seit Oma ihr Sofa polstern ließ, ist schon einige Zeit vergangen. Zeit, welche findige Textilhersteller sinnvoll mit dem Rumtüfteln an Material, Verarbeitung und Ausrüstung verbrachten.
Wer gerne auf natürlichem Baumwoll-Samt sitzt, kann hier den sogenannten Spiegel durch leichtes Anfeuchten und Aufkämmen wieder aufrichten, rät Hartmut Röhrig vom Möbelwerk Wittmann. Der österreichische Hersteller arbeitet viel mit dem Velours-Bezugsstoff Harald von Kvadrat.
Wann ist ein Samt auch wirklich ein Samt?
Ob ein Stoff mit extra Kuschelfaktor tatsächlich ein Samt ist, entscheidet die Florhöhe. Nur bis zu einer Länge von zwei Millimetern heißt ein Polgewebe tatsächlich Samt, danach Velours und bei über vier Millimeter Plüsch.
So bleibt ihr Samtsofa lange schön
Generell sind Samt oder auch Velours, die zu den Polgeweben zählen, aufgrund ihrer vertikal eingebundenen Polfäden tatsächlich scheuerbeständiger als Flachgewebe. Wegen ihres Flors haben sie allerdings eine bestimmte Strichrichtung, die beim Beziehen sowie der Pflege beachtet werden sollte. Heute wird Samt meist aus Seide, Baumwolle oder Synthetikfasern gewebt. Entsprechend pflegeintensiv oder eben robust ist das Ergebnis. Wegen ihrer besonderen Beanspruchung bestehen Polsterstoffe meist aus kurzflorigen, dicht gewebten Synthetikfasern.
Damit die Freude am neuen Samtsofa möglichst lange anhält, hier ein paar grundlegende Regeln:
- Druck, Feuchtigkeit und Wärme können Druckstellen erzeugen.
- Je weniger Einwirkung bei der Pflege erfolgt, desto besser. Im Idealfall einfach nur regelmäßig absaugen und abbürsten.
- Auch sollten alle Pflege- und Reinigungsmaßnahmen immer in Strichrichtung erfolgen.
- Feuchte Flecken mit einem saugfähigen Tuch abtupfen und eventuelle Rückstände mit einem Polsterschampoo entfernen.
- Reinigungsmittel dabei allerdings nie direkt auf den Stoff auftragen, sondern auf ein weißes Tuch und nicht zu stark reiben.
Mehr über seine Herkunft und worin sich Samt, Velours und Chenille unterscheiden lesen Sie in unserer Stoffkunde.
Spannendes und Wissenswertes über Stoffe erfahren Sie auch im neuen Textillexikon ABC der Stoffe.